Eine starke Triebfeder in unserem Leben ist die Suche nach Sicherheit. Wir alle wollen uns sicher sein, dass wir gesellschaftlich anerkannt sind, genügend Geld verdienen oder gesund bleiben. Die Diagnose Prostatakrebs reißt oft ein Loch in dieses gedachte Sicherheitsnetz, weil in den Köpfen vieler Menschen Krebs immer noch mit einer nicht heilbaren Erkrankung verknüpft ist. Vor allem die Ungewissheit – wie es weitergeht oder was zu erwarten ist – lässt Ängste wachsen.
Die Diagnose Krebs stellt das bisherige Leben völlig auf den Kopf. Private und berufliche Pläne stehen plötzlich nicht mehr im Vordergrund. Ihr Alltag dreht sich – zumindest in der ersten Phase – mehrheitlich um die Erkrankung, d. h. Untersuchungen und Behandlungen bestimmen Ihren Kalender. Sie als Patient, aber auch Ihre Familie und Freunde, müssen sich der neuen Situation anpassen und lernen, damit umzugehen. Um Ihre seelische Gesundheit zu erhalten, ist es sehr wichtig, soziale Kontakte zu erhalten und sich nicht in ein Schneckenhaus zu verkriechen.
Die Krankheitsbewältigung (medizinisch: Coping; englisch = bewältigen) ist natürlich gerade in der ersten Zeit des Diagnoseschocks besonders wichtig, erstreckt sich jedoch über alle Etappen des Krankheitsverlaufes. Jeder Mensch hat seine eigene Art, mit Ängsten umzugehen, bzw. darauf zu reagieren. Die verschiedenen Lösungsansätze zum Umgang mit der Krebserkrankung müssen also immer individuell abgestimmt werden.
Unter Coping verstehen Fachleute die Möglichkeiten und Fähigkeiten eines Patienten, auf die verschiedenen Herausforderungen in seinem Krankheitsverlauf flexibel reagieren zu können, sodass möglichst viel Lebensqualität erhalten bleibt. Vor allem die begleitende Angst und Niedergeschlagenheit zu bändigen, ist dabei kein einfaches Unterfangen. Eine gute Möglichkeit, dem emotionalen Chaos zu entgehen, ist die Erkrankung sachlich anzunehmen.
Der rege Austausch und die sozialen Kontakte innerhalb einer Selbsthilfegruppe können zudem Ihr Selbstvertrauen stärken, geben Kompetenz im Umgang mit der Erkrankung und helfen, professionelle Dienste gezielter in Anspruch zu nehmen. Weiterhin ist eine Selbsthilfegruppe auch eine Neuigkeitsbörse, die über aktuelle medizinische Erkenntnisse und Therapien oder wichtige Änderungen in der Sozialgesetzgebung Auskunft geben kann. Eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe finden Sie unter anderem beim Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e. V.
Unter dem Druck der Erkrankung kann es passieren, dass sich Angehörige oder Freunde plötzlich anders, vielleicht sogar distanzierter verhalten als vor der Erkrankung. Hier spielen die eigenen Ängste und die Unsicherheit eine Rolle, wie mit dieser Lebenskrise richtig umgegangen werden soll. Hinzu kommt, dass jeder Mensch auf bedrohliche Situationen unterschiedlich reagiert. Die verschiedenen Herangehens- und Sichtweisen können dazu führen, dass dies als „nicht am gleichen Strang ziehen“, d. h. als kränkend empfunden wird. Um dieser partnerschaftlichen Schieflage zu begegnen, empfiehlt es sich, das Thema Krebs und die gegenseitige Beziehung durch Gespräche immer wieder neu zu klären. Hierbei sollten die eigenen Gefühle, Erwartungen und Bedürfnisse offen ausgesprochen werden.