Die Untersuchungen haben ergeben, dass Sie an Prostatakrebs erkrankt sind. Für die weitere Behandlung sollten u. a. folgende Fragen geklärt sein:
Mithilfe dieser Aussagen lässt sich ungefähr abschätzen, wie der weitere Krankheitsverlauf sein könnte und welche Behandlung dafür am besten geeignet ist.
Bei der Entscheidungsfindung, welche Therapie für Sie die Richtige ist, spielen neben dem Zustand des Tumors weitere Faktoren eine Rolle. So können Begleiterkrankungen, hohes Alter oder ein angegriffener Allgemeinzustand z. B. eine Operation infrage stellen. Auch Ihre persönlichen Vorstellungen von Lebensqualität, insbesondere mit Blick auf mögliche Nebenwirkungen, spielen bei der Entscheidung für oder gegen eine Behandlung eine Rolle. Da die meisten Prostatatumoren langsam wachsen, nehmen Sie sich die Zeit, sich intensiv beraten und aufklären zu lassen.
Tumoren, die sich (noch) innerhalb der Prostatakapsel befinden, werden in der Regel mit dem Ziel einer Heilung, d. h. Zerstörung aller Tumorzellen, behandelt. Dies kann durch eine operative Entfernung der Prostata (radikale Prostatektomie) oder Bestrahlung gelingen.
Besonders bei früh entdeckten Tumoren sollte immer auch abgewogen werden, wie der Nutzen einer Behandlung (z. B. Operation oder Bestrahlung) zu den Risiken und den möglichen Nebenwirkungen steht. Eine Alternative ist, so befremdlich das auch klingen mag, „Abwarten“. Hierbei gibt es zwei unterschiedliche Vorgehensweisen.
Bei einem lokal begrenzten kleinen Tumor kann es durchaus sinnvoll sein, auf eine aktive Behandlung, d. h. eine Operation oder Bestrahlung zunächst zu verzichten.
Voraussetzung ist jedoch, dass dieser keine Beschwerden verursacht und ein niedriges Risiko besteht, dass er weiterwächst oder Metastasen bildet.
Die Bedingungen aus Expertensicht umfassen:
Wichtigstes Moment für eine aktive Überwachung ist, dass Sie selbst – nach enger Rücksprache mit Ihrem Arzt – überzeugt sind, dem Tumor auf diese Weise zu begegnen. Hierbei können der Erhalt der Lebensqualität, ein höheres Alter oder andere gesundheitliche Probleme eine Rolle spielen.
Nach dem Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ wird in den ersten zwei Jahren nach Diagnose alle drei Monate der PSA-Wert bestimmt und die Prostata abgetastet. Zur Sicherheit wird nach einem halben Jahr erneut eine Gewebeprobe (Rebiopsie) entnommen. Bleiben die Werte stabil und es ergeben sich bei der Biopsie keine Auffälligkeiten, werden später halbjährlich weitere Kontrollen durchgeführt. Gewebeproben, so die ärztlichen Leitlinien, sollen in den ersten drei Jahren alle zwölf bis 18 Monate und danach alle drei Jahre durchgeführt werden.
Die regelmäßige Überwachung ist für manche zwar psychisch belastend, lässt aber eine Größenzunahme oder zunehmende Aggressivität des Tumors mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit frühzeitig erkennen. Falls eine der Kontrollen zeigt, dass die Krankheit voranschreitet, sollte nach Expertenmeinung die aktive Überwachung abgebrochen und eine heilende Therapie (Operation oder Bestrahlung) begonnen werden.
Bei einem wenig aggressiven, langsam wachsenden Prostatakrebs kann auch abwartendes Beobachten eine Alternative zu Operation oder Bestrahlung sein. Dies gilt vor allem für ältere Männer, die in ihrer verbleibenden Lebensspanne möglicherweise keine tumorbedingten Beschwerden erfahren und höchstwahrscheinlich nicht an Prostatakrebs versterben werden. Laut Expertenmeinung ist dies dann der Fall, wenn die Lebenserwartung des Patienten vermutlich unter zehn Jahren liegt und ggf. weitere schwerwiegende Erkrankungen vorliegen.
Die Strategie des langfristigen Beobachtens ist es, den Patienten zu begleiten, seinen Gesundheitszustand regelmäßig zu kontrollieren, ohne dabei das Ziel einer Heilung zu verfolgen. Behandelt wird nur dann, wenn der Krebs Symptome, wie z.B. Schmerzen, verursacht.
Fragen zum langfristigen Beobachten
Die Entfernung der Prostata (medizinisch: radikale Prostatektomie) ist die häufigste Therapieform bei einem lokal begrenzten Prostatakrebs, und zwar bei allen Risikogruppen.
Wann kann eine Operation die richtige Wahl sein?
Der Erfolg der Operation hängt von vielen Faktoren ab (z. B. Begleiterkrankungen, Alter). Auch die Erfahrung des Chirurgen ist offenbar entscheidend für den Ausgang einer Operation. Scheuen Sie daher nicht davor zurück, sich vor dem Eingriff danach zu erkundigen. Laut Expertenmeinung versprechen mindestens 50 Prostataoperationen pro Jahr/Klinik eine gewisse Sicherheit, wobei auf den einzelnen Chirurgen mindestens 25 selbst durchgeführte Eingriffe kommen sollten.
Um eine Heilung zu erreichen, werden zur Sicherheit neben der Prostata auch angrenzendes Gewebe, Samenblasen und Samenleiter entnommen. Da die Harnröhre durch die Prostata verläuft, muss sie bei dem Eingriff durchtrennt werden. Hierbei wird auch der innere Schließmuskel direkt am Beginn der Harnröhre unterhalb der Blase entfernt. Die beiden verbliebenen Enden werden nach Entfernung der Prostata wieder miteinander verbunden (medizinisch: Anastomose). Wenn möglich, versucht der Chirurg die Nerven und Blutgefäße, welche die Prostata beidseitig versorgen, bei dem Eingriff zu schonen. Der Grund: Das Nervengewebe kontrolliert teilweise die Blasenfunktion, ist aber auch maßgeblich an der Fähigkeit zur Erektion beteiligt.
Für ein kontrolliertes Wasserlassen verfügen wir – neben einem dafür zuständigen Nervengewebe – über einen inneren und einen äußeren Schließmuskel. Der innere dichtet die Blase nach unten hin ab. Er öffnet sich reflexartig bei ansteigendem Druck, d. h. er kann nicht willentlich geöffnet oder geschlossen werden. Der äußere Schließmuskel wird durch den Beckenboden gebildet, dessen Muskulatur die Harnröhre ringförmig umschließt. Dieser Schließmuskel kann bewusst geöffnet werden.
Bei der radikalen Prostatektomie kommen verschiedene Operationstechniken infrage. Sie sind hinsichtlich ihres Erfolges, den möglichen Komplikationen oder unerwünschten Folgen als gleichwertig einzustufen.
Die Techniken im Einzelnen
Offene Operation: Der Operateur muss den Zugang zur Prostata chirurgisch freilegen. Dieser Eingriff erfolgt entweder von der Seite des Unterbauchs, oberhalb des Schambeins (medizinisch: retropubisch) oder durch den Damm, d. h. zwischen Anus und Peniswurzel (medizinisch: perineal).
Laparoskopische oder auch endoskopische Operation: Bei dieser sogenannten „Schlüssellochchirurgie“ werden über kleine Einschnitte verschiedene Instrumente zur Entfernung der Prostata in den Bauchraum vorgeschoben. Diese Methode kann auch Roboter-assistiert durchgeführt werden. Das heißt, die Instrumente werden über eine Computerkonsole von einem Operateur bedient („Da-Vinci Operation“).
Neben der operativen Entfernung der Prostata zählt die Bestrahlung eines lokal begrenzten Tumors (der noch nicht gestreut hat) als eine Behandlung, die eine Heilung anstrebt. Das heißt, im Optimalfall können alle Tumorzellen mithilfe einer Bestrahlung zerstört werden. Falls ein aggressiver Tumor vorliegt und damit das Risiko eines Rückfalls trotz Bestrahlung steigt, wird zusätzlich eine antihormonelle Therapie empfohlen. Da Operation und Bestrahlung hinsichtlich Heilungschancen und Nebenwirkungen etwa gleichwertig sind, sollten Sie sich mit Ihrem Urologen eingehend beraten, welche Methode für Sie die geeignetere ist.
Die Bestrahlung eines Prostatatumors ist über zwei Wege möglich.
Entweder die Strahlungsquelle befindet sich außerhalb des Körpers (perkutane Bestrahlung; lateinisch; per = durch, cutis = Haut), oder die Strahlungsquelle wird direkt in der Prostata platziert (Brachytherapie; altgriechisch; brachy = nahe). Die Dosis der Strahlung wird in Gray (abgekürzt Gy) angegeben, wobei im Durchschnitt mit einer Gesamtstrahlendosis von 74–80 Gray behandelt wird.
Da sich die Wirkung der Bestrahlung auf das Gewebe bei den jeweiligen Methoden unterscheidet, kann die Höhe der Strahlendosis von außen oder innen gegeben nicht miteinander verglichen werden.
Mit einem Linearbeschleuniger kann ein Prostatatumor zielgenau bestrahlt und gesundes Gewebe weitgehend geschont werden.
Die Strahlungsquelle wird direkt in die erkrankte Prostata eingesetzt. Hierbei ist es möglich, mit sehr hohen („High-Dose-Rate“, kurz HDR-Brachytherapie) oder mit niedrigen Dosisraten („Low-Dose-Rate“, kurz LDR-Brachytherapie) zu behandeln.
Bei der LDR-Brachytherapie werden winzige samenkornähnliche Strahlungsquellen (englisch; Seeds) mithilfe einer sehr dünnen Hohlnadel in die Prostata eingebracht. Die Platzierung der Seeds wird durch Ultraschall oder Röntgenkontrolle überwacht.
Der Eingriff ist ambulant und erfordert nur eine kurze Narkose. Die Seeds bestehen aus radioaktivem Material. Die Strahlung reicht nur wenige Millimeter weit und hält nur einige Wochen an. So ist weitgehend garantiert, dass im Wesentlichen nur Tumorgewebe geschädigt wird. Laut ärztlicher Leitlinie ist die LDR-Brachytherapie nur für den lokal begrenzten Prostatakrebs mit geringem Risikoprofil geeignet.
Nutzen der LDR-Brachytherapie
Beobachtungsstudien lassen vermuten, dass der Behandlungserfolg der LDR-Brachytherapie mit einer Operation vergleichbar ist. Ein besonderer Vorteil dieser Therapie ist, dass nur eine kurze Behandlungszeit notwendig ist.
Nebenwirkungen und Risiken der LDR-Brachytherapie
Durch den Einsatz der Hohlnadel entstehen im Gewebe kleine Verletzungen, die vorübergehend Entzündungen oder Blutungen zur Folge haben können. Langzeitfolgen treten bei der Brachytherapie in ähnlicher Form wie bei einer perkutanen Bestrahlung auf (z. B. Probleme mit Darm, Blase oder Harnröhre, sowie Potenzstörungen).
HDR-Brachytherapie
Auch bei dieser Behandlungsform werden Strahlungsquellen mithilfe einer Hohlnadel in die Prostata platziert, die aber eine vergleichsweise hohe Strahlendosis auf kurze Distanz abgeben. Der Eingriff erfolgt unter Narkose. Die Strahlungsquelle verbleibt nur für wenige Stunden in der Prostata. Dieses Verfahren wird daher auch als „Nachladen“ oder englisch als „Afterloading“ bezeichnet. Um sicherzugehen, dass alle Krebszellen vernichtet worden sind, wird in der Regel im Anschluss noch eine perkutane Bestrahlung durchgeführt.
Nutzen der HDR-Brachytherapie
Die HDR-Brachytherapie hat den Vorteil, dass auf einem eng gezirkelten Areal eine sehr starke Strahlendosis verabreicht werden kann. So kann der Tumor in relativ kurzer Zeit stärker geschädigt werden.
Nebenwirkungen und Risiken der HDR-Brachytherapie
Bei der HDR-Brachytherapie können alle Nebenwirkungen auftreten, die auch bei den anderen Bestrahlungsmethoden genannt wurden. Durch die vergleichsweise hohe Strahlendosis können diese aber stärker ausfallen als beispielsweise bei einer perkutanen Strahlentherapie. Zu den typischen Nebenwirkungen zählen Harnröhrenverengung, chronische Harnröhrenentzündungen und vereinzelt Wassereinlagerungen in der Prostata. Diese Ödembildung kann die Harnröhre einengen, sodass das Wasserlassen erschwert ist. Bei der HDR-Brachytherapie handelt es sich um einen operativen Eingriff. Es bestehen die gleichen Risiken wie bei einer Operation.
Testosteron ist ein männliches Sexualhormon, das auf verschiedene Organe regulierend wirkt. Unter seinem Einfluss wird der Mann zum Mann. Es lässt Muskeln sowie Bart wachsen und sorgt für die Spermienproduktion in den Hoden. Auch die Zellen der Prostata – leider auch die entarteten Krebszellen – reagieren auf Testosteron. Verbindet sich das Hormon mit bestimmten Kontaktstellen auf ihrer Oberfläche, werden Wachstum und Vermehrung der Zellen angeregt.
Bei einer Hormonentzugstherapie (auch ADT = Androgendeprivationstherapie genannt) eines fortgeschrittenen, z. B. metastasierten Tumors ist nicht die Heilung das Ziel, sondern das Abbremsen der Tumorausbreitung. Das geschieht, indem die Produktion oder die Wirkung von Testosteron blockiert wird. In Ausnahmefällen kann die Hormonentzugstherapie in Kombination mit Radiotherapie auch bei einem noch lokal begrenzten Tumor sinnvoll sein. In der Regel ist der Hormonentzug als Dauertherapie angelegt.
Kleine Hormonkunde
Die Produktion von Testosteron wird in einem Regelkreis zwischen Gehirn, Hoden und zum Teil auch von den Nebennieren gesteuert. Kommandozentrale ist ein zentral gelegener Bereich im Gehirn (Hypothalamus) und die damit verknüpfte Hirnanhangdrüse (Hypophyse).
Um sicherzustellen, dass genügend Testosteron im Blut ist, wird der Blutspiegel des Hormons im Hypothalamus ständig gemessen. Ist der Testosteronspiegel zu niedrig, werden über einen Staffellauf verschiedener Hormone die Hoden und zum geringen Teil auch die Nebennieren „aufgefordert“, vermehrt Testosteron auszuschütten.
Der Hypothalamus setzt bei Testosteronmangel das „Gonadotropin-Releasing-Hormon“ (kurz: GnRH) frei. Dieses Hormon wirkt als Botenstoff. Es veranlasst die Hirnanhangdrüse, einen weiteren hormonellen Botenstoff – ein Gonadotropin – in den Blutkreislauf auszuschütten. Das Gonadotropin signalisiert wiederum den Hoden, vermehrt Testosteron zu bilden und in den Blutkreislauf abzugeben; der Regelkreis ist geschlossen. (Gonaden: griechisch für Keimdrüse/Geschlechtsdrüse; trop = wirken auf, releasing: englisch für freigeben)
Testosteron wirkt nicht nur auf gesunde Prostatazellen, sondern stimuliert auch die Zellen eines Prostatatumors. Die meisten Tumoren der Prostata benötigen dieses Hormon, um sich vermehrt teilen und wachsen zu können. Testosteron passt wie ein Schlüssel in die dafür vorgesehenen Schlüssellöcher – sprich Kontaktstellen auf den Zellen. Bei erfolgreichem Kontakt werden innerhalb der Zelle Signalketten aktiviert, welche die Zellen zum schnellen Wachstum veranlassen.
Ziel ist es, das Testosteron auf das sogenannte Kastrationsniveau abzusenken. In Zahlen gesprochen bedeutet dies, einen normalen Testosteronspiegel, der bei Männern im Alter von 55–65 Jahren bei etwa 570ng/dl liegt, auf mindestens 50ng/dl oder besser unter 20ng/dl zu senken.
Das Absenken des Testosteronspiegels lässt sich operativ durch Entfernung der Hoden (Kastration) und durch Medikamente erreichen. Beide Methoden sind hinsichtlich ihrer Wirkung und Nebenwirkung ähnlich.
GnRH-Agonisten (Agonist = griechisch: Mitspieler) sind synthetisch hergestellte, modifizierte Kopien des natürlichen Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH). Sie passen besser in die Botenstoff-Kontaktstellen der Hypophyse als das natürliche GnRH und wirken deshalb stärker und länger. Erklärung: Botenstoff-Kontaktstellen sind wie Schlüssellöcher konstruiert. Je besser ein Schlüssel (= Botenstoff oder GnRH-Agonist) hineinpasst, umso größer ist die Wirkung. GnRH-Agonisten werden bisweilen auch als LHRH-Agonisten bezeichnet (LHRH: Luteinisierendes Hormon Releasing-Hormon).
Daher kommt es am Anfang der Therapie zu einer vermehrten Ausschüttung von Gonadotropin und damit auch von Testosteron. Durch die dauerhafte Gabe des Medikamentes werden die Botenstoff-Kontaktstellen überstimuliert. Nach etwa 3 bis 4 Wochen erschöpft sich das System; die Kontaktstellen werden weniger. Das Gonadotropin und die nachgeschaltete Freisetzung des Testosterons aus den Hoden versiegt allmählich.
Der anfänglich überschießende Testosteronspiegel kann durch eine kurzfristige Gabe eines Antiandrogens abgefedert werden. Als Medikament werden GnRH-Agonisten als Depot bzw. Implantat unter die Haut gespritzt. Depot bedeutet, dass der Wirkstoff über einen längeren Zeitraum abgegeben wird.
GnRH-Antagonisten (Antagonist = griechisch: Gegenspieler) oder auch GnRH-Blocker sind ebenfalls synthetisch hergestellte Botenstoffe. Sie blockieren die Botenstoff-Kontaktstellen des GnRH in der Hirnanhangdrüse, sodass es dort nicht anbinden bzw. wirken kann. Innerhalb weniger Tage verringert sich damit die Gonadotropin- und in der Folge auch die Testosteronproduktion in den Hoden. Das Medikament wird in regelmäßigen Abständen unter die Haut gespritzt.
Diese Wirkstoffgruppe wird oft beim fortgeschrittenen, metastasierenden kastrationsresistenten Prostatakrebs gegeben. Neue Hormontherapien unterbinden zwar nicht die Testosteronbildung, hemmen dafür aber die Wirkung des Testosterons. Der Testosteronspiegel im Blut bleibt dabei unverändert. Die neueren Wirkstoffe blockieren die Testosteron-Kontaktstellen an den Krebszellen. Das Hormon kann dort nicht mehr andocken bzw. wachstumsfördernd wirken. Neue Hormontherapien unterbrechen wichtige Wachstumssignale, die das Testosteron normalerweise im Zellkern der Krebszellen auslöst. Sie werden täglich in Form von Tabletten eingenommen.
Diese Substanzklasse blockiert die Bildung von Testosteron nicht nur in den Hoden, sondern auch in der Nebennierenrinde und in den Tumorzellen selbst. CYP-Hemmer werden bei metastasiertem und kastrationsresistentem, sowie beim neu diagnostizierten, metastasierten, hormonsensitiven Prostatakrebs empfohlen.
Für Patienten, die aufgrund ihres Alters oder schlechten Allgemeinzustandes die Risiken, die mit einer Operation oder Bestrahlung auftreten können, vermeiden möchten. Außerdem kann sie geeignet sein, wenn diese Therapien aus medizinischen Gründen nicht sinnvoll erscheinen.
Für Patienten, die sich zunächst für langfristiges Beobachten entschieden haben und durch den Hormonentzug eventuell auftretende tumorbedingte Symptome lindern möchten.
Für Patienten, deren lokal begrenzter Tumor ein hohes Risikoprofil, sprich Aggressivität, aufweist. Studien belegen, dass diese Patienten von einer unterstützenden Hormonentzugstherapie in Kombination mit Strahlentherapie profitieren können. Bei Tumoren mit niedrigem Risikoprofil scheint eine Hormonentzugsbehandlung keine Vorteile zu bieten.
Die Medikamentengabe kann vor, während und nach der Bestrahlung erfolgen. Ziel ist es dabei, die Wirksamkeit der Bestrahlung zu erhöhen, indem die Tumorzellen durch den Hormonentzug im Wachstum gehemmt und verringert werden.
Als lokal fortgeschrittener Prostatakrebs wird ein Tumor bezeichnet, der die Prostatakapsel durchbrochen hat und sich nur in deren unmittelbarer Nachbarschaft ausgebreitet hat. In diesem Stadium sind weder Lymphknoten noch entfernte Organsysteme durch Metastasen befallen. Bei etwa 25 % der Patienten wird der lokal fortgeschrittene Prostatakrebs bei der Erstdiagnose gefunden. Bei anderen Patienten tritt er – trotz zunächst erfolgreicher Behandlung – wieder auf (Rezidiv). Häufig gibt es keine Beschwerden, die darauf hindeuten, dass der Tumor sich weiterentwickelt hat. Einige Patienten klagen über Probleme beim Wasserlassen oder Blutspuren in Urin oder Samenflüssigkeit.
Um für die weitere Behandlung einzuschätzen, wie weit der Tumor tatsächlich fortgeschritten ist, müssen verschiedene Befunde erhoben werden. Hierzu gehören: Messung des PSA-Wertes, bildgebende Verfahren und feingewebliche Untersuchungen. Nur bei dringendem Verdacht sollte gezielt nach Metastasen gesucht werden. Zusammengefasst liefern die Untersuchungsergebnisse ein Bild zur Größe und Ausbreitung (TNM-System) des Tumors und seinem Verhalten (Gleason-Score).
Die Behandlung richtet sich in erster Linie nach dem festgestellten Tumorstadium, möglichen Begleiterkrankungen, körperlicher Verfassung, dem Alter und dem persönlichen Empfinden von Lebensqualität. Weiter wird berücksichtigt, ob der lokal fortgeschrittene Prostatakrebs neu entdeckt wurde oder nach einer Behandlung wieder zurückgekehrt ist.
Jede Krebserkrankung, aber auch deren Behandlung, ist für die meisten Patienten eine belastende Erfahrung. Es ist daher sehr wichtig, durch eine individuell angepasste Rehabilitation bzw. Heilanschlussbehandlung den Betroffenen die Möglichkeit zu geben, sich innerlich zu stabilisieren und verloren gegangene Funktionen oder Fähigkeiten wiederzuerlangen oder auszugleichen. Weiter muss es das Ziel sein, durch eine Nachsorge den Tumor – auch bei einer wahrscheinlichen Heilung – zu beobachten und bei Veränderungen ggf. schnell zu handeln.
Nachsorge bedeutet in erster Linie Gesundheitsüberwachung durch regelmäßige Kontrollen bzw. Nachuntersuchungen. Diese finden auch dann statt, wenn der Tumor augenscheinlich vollständig entfernt werden konnte. Hiermit soll sichergestellt werden, dass ein dennoch mögliches Wiedererwachen des Tumors, ein sogenanntes Rezidiv, rechtzeitig entdeckt wird.
Nach Expertenmeinung sollte – sofern vorher keine Symptome spürbar werden – die Nachsorge innerhalb von zwölf Wochen nach Therapieende beginnen.
Treten zwischen den Nachsorgeterminen ungewohnte Symptome oder Schmerzen auf, sollten diese Patienten bitte nicht warten, sondern möglichst bald ihren behandelnden Arzt aufsuchen.
Ein wichtiges Instrument in der Nachsorge ist die periodische Bestimmung des PSA-Wertes. Je nachdem, ob und wie schnell dieser Wert ansteigt, kann es ein Hinweis auf ein Rezidiv sein. Eine zusätzliche Tastuntersuchung wird erst dann empfohlen, wenn der PSA-Wert steigen sollte.
Bei etwa drei von zehn Männern wird der Tumor trotz Behandlung wieder „lebendig“ (medizinisch: Rezidiv). Erstes Zeichen dafür kann ein im Rahmen der Nachsorge festgestellter Anstieg des PSA-Wertes sein. Ein Rezidiv bedeutet, dass sich erneut Tumorgewebe entweder am Ort der Operation oder Bestrahlung (lokales Rezidiv) oder auch in anderen Körperregionen (Metastasen) bildet.
Falls der Anstieg des PSA-Wertes mit keinem Symptom verbunden ist oder ein Tumorwachstum nicht beobachtet werden kann, muss nicht immer sofort eine Behandlung eingeleitet werden.
Wenn aber eine erneute Behandlung eingeleitet werden muss, stehen bei einem lokalen Rezidiv folgende Therapiemöglichkeiten zur Verfügung:
Rehabilitation
Im Rahmen einer Rehabilitation oder umgangssprachlich „Reha“ soll Ihnen durch medizinische, psychotherapeutische, soziale und berufliche Maßnahmen eine möglichst schnelle Rückkehr in die Familie, das gesellschaftliche Umfeld und das Berufsleben ermöglicht werden. Hierzu gehört auch, dass Ihnen der psychologische Umgang mit der Erkrankung und den damit verbundenen Problemen erleichtert wird.
Zielsetzung Ihrer Rehabilitation nach operativer Prostataentfernung, Bestrahlung oder Hormonentzugstherapie
Die Kosten für Ihre Rehabilitation werden von Rehabilitationsträgern übernommen. Hierzu gehören beispielsweise Ihre Rentenversicherung oder auch Ihre zuständige Krankenversicherung.
Rehabilitation ambulant oder stationär?
Eine Rehabilitation kann – je nach Schwere der Therapie oder Krankheitsfolgen – ambulant oder stationär erfolgen. Für Männer, die eine Operation oder Bestrahlung hatten, ist eine stationäre Anschlussheilbehandlung in einer spezialisierten Rehabilitationsklinik empfehlenswert. Normalerweise beginnen die Maßnahmen direkt nach dem Eingriff. Voraussetzung ist, dass der Patient alle Reha-Maßnahmen wahrnehmen kann, d. h. entsprechend gesund ist. Generell ist es auch möglich, später zu beginnen, solange dies aus medizinischer Sicht sinnvoll ist.
Welche Maßnahmen beinhaltet eine Rehabilitation (Beispiele)?